DIE HEIMATGESCHICHTE DER TREBBINER ORTSTEILE

Vom Werden und Wachsen - Archiv zur Historie

 
Bannerbild | zur StartseiteBannerbild | zur Startseite

Ortsschild Klein Schulzendorf

 

20. Jahrhundert bis heute


20. Jahrhundert

 

1901

„Am 18. Januar wurde das 200-jährige Jubiläum Preußens als Königreich durch einen Festakt im Schullokale gefeiert. Am Abend erglänzten sämtliche Fenster des Schulhauses im Licht von ca. 50 Kerzen. An dem nach der Dorfstraße gelegenen Giebel wies ein Transparent „F. I. 1701 - W II. 1901“ auf die Bedeutung der Illumination hin. Von dem Herrn königlichen Landrat von Stubenrauch waren dem Lehrer Festschriften zur Verteilung an die würdigsten Schüler zugestellt worden.“ (Schulchronik)

 

„Nach Pfingsten brach im Orte eine Scharlach-Epidemie aus, die kurz vor den Sommerferien die Schließung der Schule zur Folge hatte. Vereinzelt wurden von der Krankheit auch Erwachsene ergriffen. Drei noch nicht schulpflichtige Kinder fielen der Epidemie zum Opfer. Nach gründlicher Reinigung und Desinfektion der Klasse wurde der Unterricht am 08. August wieder aufgenommen. Ganz erloschen war die Epidemie erst zu Beginn der Herbstferien.“ (Schulchronik)

 

1902

„Eine betrübende Sensation erregte die Nachricht von der am 12. April abends zwischen 9.00 und 10.00 Uhr erfolgten Verhaftung des hier so beliebt gewesenen Pastors Disselhoff wegen Unterschlagung von Kirchengeldern. Er wollte am folgenden Tage, einem Sonntag hier noch einen Gottesdienst im Schulhause abhalten. Die Unterschlagungen, die mehrere Jahre zurück datierten und die beträchtliche Höhe von 100.000 Mark überschritten, sind begangen an Trebbiner und Thyrower Kirchengeldern. Im Untersuchungsgefängnis von Trebbin legte Disselhoff seine Rechte als Geistlicher nieder. Nach einiger Zeit erfolgte seine Überführung zur Untersuchungshaft nach Berlin. Hier ist er dann, noch ehe es gerichtlichen Verfahren kam, gestorben.“ (Schulchronik) 

 

In diesem Jahr wurde auch der Radfahrerverein Klein Schulzendorf gegründet. In einem Originalkontobuch des Vereins aus dem Jahre 1904 waren 35 Mitglieder verzeichnet. Der Beitrag betrug 75 Pfennig vierteljährlich. Nachweislich gab es diesen Verein mindestens bis 1935/36, wann er sich aufgelöst hat, ist unbekannt.

(Festschrift zum 625-jährigen Jubiläum)

 

1903

„Mittwoch, den 3. Juni wurde der während eines Gewitters in der Nähe seines Gehöftes mähende Büdner Schmidt von einem Blitzstrahl getroffen. Der Strahl riss ihm Kleider und Schuhe vom Leibe und sprang dann auf die Sense über – den Sensenbaum zersplitternd. Von seiner Frau und anderen von dem Wetter auf dem Feld überraschten Personen wurde Schmidt für tot ins Haus getragen. Hier erholte er sich aber nach einer Zeit wieder und hat wunderbarer Weise keinen dauernden Schaden an seiner Gesundheit genommen. Der Unfall mahnt zu der Vorsicht, sich während eines Gewitters von stählernen Ackergeräten zu entfernen.“ (Schulchronik)

 

1905

„Am 17. Januar gegen 2 Uhr alarmierte nach langer Zeit der Schreckensruf „Feuer“ die Dorfinsassen und die gerade in der Schule versammelten Schüler. Es brannte in nächster Nachbarschaft derselben. Eine der Bauernwitwe Jänicke gehörende Scheune stand lichterloh in Flammen. Durch das Abbrennen eines benachbarten Schweinestalles und Wagenschuppens geriet auch das Wohnhaus in Gefahr. Dank des günstigen Ostwindes in diesem Falle und der Tätigkeit der Spritzen, vermochte man jedoch das Haus zu halten, obgleich auch dies strohgedeckt wie sämtliche Gebäude der Jänick´schen Wirtschaft, schon an einer Ecke gebrannt hatte. – Jetzt, im Juni diesen Jahres erhebt sich ein stattlicher massiver Neubau anstelle der früheren Lehmfachscheune.“ (Schulchronik)

 

„Am 25. Juni zum zweiten Male in diesem Jahre wurde unser Ort durch eine Feuersbrunst heimgesucht. Nachmittags, bald nach 4 Uhr stiegen am Nordende des Dorfes dichte schwarze Rauchwolken auf. Diesmal brannte die Windmühle. Erschreckt eilte die bei der Heuernte beschäftigte Bevölkerung herbei. An ein Löschen des Holzbaues war in Folge der Entfernung zum Wasser und der sengenden Hitze der Tage vorher nicht zu denken. Das Wohnhaus des Müllers war verschlossen. Vom Letzteren nichts zu sehen. Bei einem Blick durch die Fenster sah man auch in den Räumen des Hauses dichte Rauchschwaden. Daraus ging klar hervor, dass in diesem Fall böswillige Brandstiftung vorlag. An das Haus, durch dessen Türen und Fensterritzen der Rauch hervorzuquellen begann, getraute man sich zuerst nicht heran, da der Müller ein notorischer Säufer und streitsüchtiger Mann möglicher Weise mit geladenem Gewehr auf der Lauer stehen könnte, bereit auf den ersten Eindringenden zu schießen. Bald aber wurden die Löschmannschaften von dieser Besorgnis befreit. Aus der mittlerweile lichterloh brennenden Mühle hing plötzlich ein brennender menschlicher Körper halb heraus. Es war der Müller Wiedicke.“ (Schulchronik) – Wie sich herausstellte, hatte der Müller selbst das Feuer gelegt und sich erhängt. 

 

„Am 09. Oktober brannte es zum dritten Male, diesmal in dem zu Schulzendorf gehörigen Ausbau Paulshöhe. Aus unaufgeklärter Ursache brannte hier ein kleiner Stall, teils mit Geräten für die Landwirtschaft, teils mit Stroh gefüllt, nieder. Strömender Regen und günstige Windrichtung trugen dazu bei, dass das Feuer auf seinen Herd beschränkt blieb.“ (Schulchronik)

 

1908

„Aus einer Akte der Gemeinde aus diesem Jahr ist die allgemeine Lage der Schmiede im Dorfe beschrieben. In den Adressbüchern von 1911 und 1927 ist der Schmiedemeister Wilhelm John, Trebbiner Straße Nr. 18 verzeichnet.“ (Festschrift zum 625-jährigen Jubiläum)

 

1912

In der Sitzung der Gemeindevertreter am 30. Juli 1912 wurde der Neubau eines Spritzenhauses beschlossen. Die Beschaffung einer neuen Feuerspritze wurde abgelehnt, da sich die alte noch im brauchbaren Zustand befand. Jedoch am 

18. Dezember 1912 beantragte der Spritzenverband von  Klein Schulzendorf zum Kauf einer neuen Feuerspritze bei der Land-Feuersozietät in Berlin die Gewährung einer Beihilfe für die Anschaffungskosten. Darin heißt es: 

„Die Spritze soll 6 Sitzplätze, Leiter mit Patentachsen und ein Leitergerüst erhalten. Ferner sollen beschafft werden: Ein 200 m langer Druckschlauch für 370 Mark, ein Schlauchwagen mit 130 cm hohen Rädern für 110 Mark und der Preis der Spritze 1500 Mark. Der Gesamtpreis für die Anschaffungskosten beträgt 1980 Mark. – Klein Schulzendorf, den 18. Dezember 1912 Der Gemeindevorsteher Brüggemann, der Schöffe Lehmann an den Herrn Reichsdirektor der Land-Feuersozietät in Berlin.“

(Festschrift zum 625-jährigen Jubiläum)

 

1913

„Zur Erinnerung an die ruhmreiche Erhebung unseres Volkes vor 100 Jahren fand am 10. März eine Gedenkfeier in der Schule statt. Am Nachmittag desselben Tages wurde die Eiche vor der Schule gepflanzt. Am Donnerstag darauf wurde unter Beteiligung der ganzen Gemeinde ein Festessen im Henkeschen Saale mit nachfolgendem Ball veranstaltet.

– Am 23. August fand in Großbeeren die Einweihung des Denkmals zur Erinnerung an die siegreiche Schlacht vor 100 Jahren statt. Der Lehrer unternahm an diesem Tag eine Schülerfahrt dorthin, an welcher die Schüler der Ober- und Mittelstufe teilnahmen.“ (Schulchronik) 

 

Am 14. Februar beschloss die Gemeinde die Pflasterung von 100 Metern der Dorfstraße. (Festschrift zum 625-jährigen Jubiläum)

 

1914

Die Gemeindevertretung beschloss mit Stimmenmehrheit, die Eichen von der Luckenwalder Str. Nr. 1 bis Nr. 4, soweit für die Gebäude Gefahr vorhanden ist, wegzunehmen. Die polizeiliche Genehmigung musste eingeholt werden. Neue Eichen sind wieder anzupflanzen. (Festschrift zum 625-jährigen Jubiläum)

 

„Am 30. November 1914 – Gemeindebeschluss: Einwohner, die zum Kriegsdienst eingezogen wurden, waren von der Gemeindesteuer befreit.“ 

(Festschrift zum 625-jährigen Jubiläum)

 

1919

Der Gemeinderat Klein Schulzendorf verhandelte im Jahre 1919 über die Ausnahme vom Bauverbot und Befreiung von besonderen Leistungen. Die Ansiedlung des Eigentümers Hupka wurde in Ausnahme bewilligt, weil derselbe schon lange in Klein Schulzendorf wohnhaft war. Josef Hupka hat in Handarbeit die Steine für sein Haus (Lüdersdorfer Chaussee) selbst hergestellt.

– Als Nebengebäude entstand auch eine Schlosserei, in der der Schlossermeister Josef Hupka Tresore (Geldschränke) herstellte. Die Fertigstellung des Hauses war 1926. - Die Häuser der Lüdersdorfer Chaussee Nr. 1 und Nr. 2 bekamen erst 1952 elektrisches Licht. (Festschrift zum 625-jährigen Jubiläum)

 

1922

„Große Anteilnahme bei Jung und Alt fand das am 20. August auf dem Dorfplatze abgehaltene Kinderfest, seit 15 Jahren das erste. – Und am 22. Dezember fand im Henk`schen Saale eine Weihnachtsfeier statt.“ (Schulchronik)

 

1923

„An Schulfesten wurden veranstaltet: 19. August Kinderfest und am 22. Dezember eine Weihnachtsfeier.“ (Schulchronik) 

 

„Dem Beispiel der Nachbargemeinden Neuendorf, Lüdersdorf und Christinendorf folgend, hatte sich im August auch die hiesige Gemeinde entschlossen, elektrisch Licht anzulegen. Der Bau des Ortsnetzes wurde der Allgemeinen Elektrizitäts- Gesellschaft in Berlin übertragen. Auch die Schule (Klasse, Lehrerwohnung und Stall) bekam elektrisches Licht. Die Anlage wurde von dem Installateur Herrn R. Schild – Luckenwalde – ausgeführt. Die Kosten beliefen sich auf 230 Mark. Der Bau der elektrischen Anlage ging verhältnismäßig schnell vor sich, so dass am Sonntag, dem 23. Dezember, frühmorgens um 5.00 Uhr das Ortsnetz eingeschaltet werden konnte.“ – Am Abend wurde in der Gaststätte ein Lichtball gefeiert. (Schulchronik)

 

1924

„Am 5. Juli früh um 3 ¼ Uhr schlug der Blitz in die Scheune des Landwirtes Henkel ein und zündete. In Folge des Sturmes griff das Feuer weiter um sich, so dass außer der Scheune alle Gebäude dieses Grundstückes und vom Nachbarn Noack Stall und Scheune ein Raub der Flammen wurden. Das Vieh, außer einigen Hühnern, und der größte Teil des Mobiliares konnten gerettet werden.“ (Schulchronik) 

 

Das Nachtwächtergehalt wurde von 300 Mark auf 350 Mark erhöht. Vom 01. Oktober des Jahres 1924 wurde wegen Ein- und Ausschalten der Straßenlampen das Gehalt auf 400 Mark festgesetzt. (Festschrift zum 625-jährigen Jubiläum)

 

1925

„Folgende Tage waren aufgrund einer Regierungsverfügung schulfrei und Anlass einer Schulfeier: 12. Mai – Vereidigung des neu gewählten Reichspräsidenten v. Hindenburg 16. Juni – Tausendjahrfeier des Rheinlandes 11. August – Verfassungstag Das jährliche Kinderfest fand am 16.08. statt.“ (Schulchronik)

 

1926

„Die hiesige Schule beteiligte sich in diesem Jahre an den Reichsjugendwettkämpfen; und zwar wurden die Kämpfe mit den Schulen Neuendorf, Kliestow, Lüdersdorf, Gadsdorf und Christinendorf in Lüdersdorf am 15. September ausgetragen. Als Sieger gingen aus hiesiger Schule hervor: Gruppe I – Erich Breßler mit 37 Punkten; Gruppe II – Erwin Gärtner mit 50 Punkten, Erich Tietz 49 Punkte und Paul Braune 48 Punkte.“ (Schulchronik)

 

1927

Mit dem 01. Februar 1927 wurde auf Anregung des Herrn Landrates die durch die Inflationszeit eingegangene Schulsparkasse wieder eingerichtet. Das Geschäftsjahr läuft vom 01. Januar bis zum 31. Dezember. Es beteiligten sich anfangs 17 Sparer. Bis 31. März waren 131,50 Mark gespart worden. Am Schluss des Geschäftsjahres beteiligten sich von 30 Schulkindern 26 daran. Die Einlagen betrugen 554 Reichsmark.“ (Schulchronik)

 

„Der hundertjährige Todestag Pestalozzies wurde am Vormittag des 17. Februar von den Kindern in der Schule feierlich begangen. Der Abend desselben Tages vereinte die gesamte Elternschaft des Ortes zu einer Pestalozziefeier im Saale des Ortes. Der Überschuss des Abends erbrachte ein gerahmtes Bild Pestalozzies für die Schule.“ (Schulchronik)

 

„Auch in diesem Jahr fanden die üblichen Schulfeste statt: Am 14. August Kinderfest; am 20. Dezember eine Weihnachtsfeier. Die Reichsjugendwettkämpfe fanden in diesem Jahr in Wendisch-Wilmersdorf am 29. August statt. Die höchste Punktzahl erreichte der Schüler Erwin Gärtner.“ (Schulchronik)

 

„Der Bäckermeister Richard Dennler hatte mit seiner Frau Berta 1926 als Pachtbetrieb eine Bäckerei in Lüdersdorf. Im Jahre 1927 erwarb er käuflich von der Familie Becker in Klein Schulzendorf, Trebbiner Str. 23 den Landwirtschaftsbetrieb. Dieser wurde zu einer Bäckerei umgebaut. – Der Umlandverkauf erfolgte mit Pferd und Wagen, später dann mit dem Auto.“ (Festschrift zum 625-jährigen Jubiläum)

 

1928

„Die diesjährigen Reichsjugendwettkämpfe wurden in Christinendorf ausgetragen. Als Sieger wurden mit einer Urkunde ausgezeichnet: I. Abteilung: Erwin Gärtner, Erich Tietz, Paul Braune; II. Abteilung: Frieda Gärtner.“ (Schulchronik)

 

Vor der Dorfstraße Nr. 4, Nr. 5 und Nr. 6 wurden die Kastanienbäume gefällt und als Schulholz verbrannt. (Festschrift zum 625-jährigen Jubiläum)

 

„Der Winter führte in diesem Jahr ein sehr strenges Regiment. Von Mitte Dezember bis Anfang April bedeckte eine dichte Schneedecke die Fluren. Am 10. Februar sank das Thermometer auf minus 32 Grad Celsius. Da bei dieser sibirischen Kälte der Ofen das Schulzimmer in den Morgenstunden nicht genügend erwärmte, fing der Unterricht in der Woche vom 11. Bis 16. Februar erst um 9.00 Uhr an.  – Gegen Mitte Januar herrschte im Ort die Grippe. Auch die Schulkinder wurden nicht verschont. Es fehlten bis zu 15 Schüler, der Unterricht konnte trotzdem gehalten werden.“ (Schulchronik) 

 

1929

„Am Sonntag, den 11. August trafen sich die umliegenden Schulen in Gadsdorf zu den Reichsjugendwettkämpfen. Am 04. September kehrte das Luftschiff „Graf Zeppelin“ wohlbehalten von seinem Weltfluge zurück. Anlässlich dieses Tages war nach einer Schulfeier schulfrei. Am 18. August fand das Kinderfest statt und am 19. Dezember die Weihnachtsfeier.“ (Schulchronik)

 

1930

„Anfang März traten Grippeerkrankungen unter Schulkindern und Erwachsenen auf, wozu sich eine Masernepidemie gesellte. Vom 13. Bis 24. März wurde deshalb die Schule auf Anordnung des Herrn Kreisarztes geschlossen. Die alljährlichen Reichsjugendwettkämpfe wurden am 08. September auf der hiesigen Dorfaue abgehalten.“ (Schulchronik)

 

1932

„Nach dem Milchgesetz von 1930 benötigte man eine Erlaubnis für den Milchverkauf. Hierzu stellte der Bauer Adolf Beitz am 26.04.1932 einen entsprechenden Antrag. Den Kostenvorschuss von zehn Reichsmark zahlte er an die Kreiskommunalkasse. Am 23. Mai 1932 erhielt er die Genehmigung. – In der Trebbiner Zeitung vom 16. April 1934 war folgendes zu lesen: 

- Als Einzeichnungsstelle für den Reichsverband ambulanter Gewerbetreibender Deutschlands ist für unsere Stadt und deren Umgebung der Milchhändler Adolf Beitz in Klein Schulzendorf bestimmt. – Ab 1941 begann der Milchverkauf in dem Geschäft in der Bahnhofstraße Nr. 33 in Trebbin.“ (Festschrift zum 625-jährigen Jubiläum)

 

1933

Der Teltower Kreiskalender von 1934 hat drei Häuser von Klein Schulzendorf beschrieben: „Mit dichten Schneewehen ist das Jahr 1933 ins Land gezogen. Es hat den Häusern dicke Pelze auf die Schultern gelegt, als wolle es die Bewohner vor strenger Kälte schützen. Wer Klein Schulzendorf betritt, wird erstaunt sein hier eine Anzahl alter Dielenhäuser vorzufinden. Die Dielenhäuser sterben immer mehr aus.“

(Festschrift zum 625-jährigen Jubiläum)

 

1934

Aus dem Amtsbereich Neuendorf ergeht eine Einladung an mehrere Gemeinden, unter anderem auch an Klein Schulzendorf, zu einer Veranstaltung, bei der die Gründung von Freiwilligen Feuerwehren in den Gemeinden beschlossen (angeordnet) wurde. In Klein Schulzendorf gab es bereits 1910 eine Freiwillige Feuerwehr, die dann aber im Mai 1934 in eine Hauptamtliche umgewandelt worden war. (Festschrift zum 625-jährigen Jubiläum)

 

1945

Die französischen Kriegsgefangenen haben am 21. April 1945 Klein Schulzendorf verlassen.

Am 23. April betritt der erste Soldat der Roten Armee das Dorf. – Es war ein russischer Panzeroffizier.

Nach der großen Schlacht bei Halbe hat sich das Dorf in ein großes Sanitätslager verwandelt. Die Verwundeten kamen überwiegend aus dem Wald südlich und südwestlich von Wiesenhagen.

Kaum eine Familie die nicht das Haus voller Verwundeter hatte. Erste Hilfe leisteten junge Frauen, die schon vor Beginn des Krieges in der Landwirtschaftsschule dafür ausgebildet wurden.

Hinter dem Gehöft der Familie Käthe richtet sich die sowjetische Armee ein großes Feldlager ein, um eine Ausgangsbasis für den Marsch gegen Berlin zu haben.

(Festschrift zum 625-jährigen Jubiläum)

 

„Der Schulunterricht ruhte, da der Lehrer eingezogen worden war. Zeitweise war die Schule mit vielen Flüchtlingen belegt. Ebenso wurden etwa 30 verwundete deutsche Soldaten untergebracht. Am 01. Juni erhielt der in Klein Schulzendorf lebende Flüchtling Paul Lehmann vom Gemeindevorsteher Felger den Auftrag, Schule zu halten. Die russische Kommandantur in Trebbin hatte das befohlen. Die Schülerzahl betrug 64. Der Unterricht dauerte aber nur einen Monat für alle Jahrgänge. Vom 1. Juli an durften nur das 1. und 2. Schuljahr unterrichtet werden. Das dauerte aber nur bis zum August, dann waren Ferien. Am 01. Oktober setzte der Unterricht dann wieder voll ein. Weil die Schülerzahl infolge der Flüchtlinge von 64 auf 87 gestiegen war, wurde eine zweite Lehrkraft eingestellt – Frau Helene Krüger aus Danzig, auch Flüchtling. 

 

Am 10.08.1945 war dann der eigentliche Dorfschullehrer Herr Fritz Schendel im Gefangenenlazarett Trebbin verstorben.

 

Am 22. Dezember konnte zum 1. Mal wieder eine Friedensweihnachtsfeier abgehalten werden. Sie bestand aus Weihnachtsgesängen, Gedichten, 

2 Theaterstücken und einer Ansprache des Schulleiters. Frau Krüger begleitete die Gesänge auf dem Klavier. Nachher wurden Schul- und Kleinstkinder den Verhältnissen nach reichlich beschenkt. Die Gemeinde hatte Sachen, Spielzeug, Lebensmittel und Geld gespendet. Nach der Feier huldigten Alt und Jung dem Tanz. Die Beteiligung war sehr groß.“ (Schulchronik) 

 

1946

„Mit dem 12.06.1946 wurden 20 Junglehrer und Junglehrerinnen mit ihrem Dozenten Herrn Manteuffel der hiesigen Schule zur weiteren Ausbildung überwiesen. Sie kamen aus Klein-Machnow. Die Leitung hatte Herr Direktor Wertelewski. Sie blieben bis zum 28. Juni. Zum Abschied veranstalteten dieselben einen fröhlichen Abend, zu dem die Gemeinde geladen und zahlreich erschienen war. Sie führten Reigen vor und sangen Lieder, die allgemeinen Beifall fanden.“ (Schulchronik)  

„Am 11. August fand auch wieder ein Kinderfest statt. Dasselbe wurde nach folgendem Programm gestaltet: 

- 13.00 Uhr Ummarsch mit Musik durchs Dorf; vor der Schule Begrüßung durch den Lehrer

- Anschließend folgten Spiele, Reigen und andere Vorführungen durch die Kinder. - Zum Schluss folgte eine Verlosung für die Kleinst- und Schulkinder mit Spielsachen, Schreibheften, Federn, Bleistiften, Federhaltern und Gummis. - Daran anschließend erhielt jedes Kind 2 Paar Würstchen mit Semmel. Auch sämtliche Erwachsene wurden damit bedacht. - Nach dem Abendessen fand ein Fackelumzug statt, der mit einer Ansprache des Lehrers vor dem Schulhause endete. Nachher war Tanz für die größere Jugend. 

Die Beteiligung war äußerst rege.“ (Schulchronik)

 

„Die Einwohnerzahl beträgt z. Zt. 487, wovon etwa 1/3 Flüchtlinge sind. Dieselben stammen aus Bessarabien, Polen, Wartheland, Ostpreußen, Schlesien, Pommern, Ostbrandenburg, Westpreußen und den Sudeten. Politisch besteht eine Ortsgruppe der SED. An Organisationen sind vorhanden: Frauenausschuss, Freie Deutsche Jugend, Elternbeirat, Umsiedlerausschuss und gegenseitige Bauerhilfe. Mit dem 30.11.1946 scheidet Gemeindevorsteher Hermann Felger aus seinem Amt. Er leitete die Geschicke der Gemeinde vom 01.06.1945 bis zum 30.11.1946. An seiner Stelle wird Eigentümer Willi Richter gewählt. Als Gemeindesekretärin wirkt seit dem 01.06.1946 Fräulein Alma Rostock.“ (Schulchronik)

 

„Die Gemeindevertretung beschließt am 31. Juli 1946 die Verteilung und Betreuung der Flüchtlinge.“ (Festschrift zum 625-jährigen Jubiläum)

 

1947

Am 19.01. fand im Gasthaus Henke ein Kulturabend statt. Veranstalter war der Kulturbund Trebbin. Es wurden ernste und heitere Stücke gespielt. Dazwischen wurden Gesänge eines gemischten Chores eingeschaltet. Die Darbietungen fanden allgemeinen Beifall. Die Dorfbewohner waren zahlreich erschienen. Im Namen der Gemeinde dankte Lehrer Lehmann den Vortragenden. Leiter der Veranstaltung waren Herr Wunderlich und Herr Pahnke, beide Trebbin.“ (Schulchronik) 

 

„Der Winter war streng und lang. Der Frost setzte schon am 20.12.1946 ein. Die Temperaturen fielen bis minus 28 Grad. Es trat auch Schneefall ein bis ca. 50 cm. Lange Wochen schwankten die Temperaturen zwischen minus 10 und minus 20 Grad. Erst Ende März wurde es langsam Frühling. 

– Insgesamt war das Jahr ein sehr trockenes. Der Ertrag aller Früchte und Erzeugnisse war unter Durchschnitt. Die Temperaturen stiegen häufig bis plus 30 Grad.“ (Schulchronik)

 

Durch Brandstiftung brannte in diesem Jahr auch der Stall bei Wilhelm Müller auf der Paulshöhe. (Festschrift zum 625-jährigen Jubiläum)

 

1949

„Im Herbst 1949 verstarb der Bürgermeister Willi Richter. Zu seinem Nachfolger wurde Herr Erich Jänicke sen., Wiesenstr. 4 gewählt.“ (Schulchronik)  

 

Am 09. Juni war ein Scheunenbrand bei der Familie Henkel, wieder durch Blitzeinschlag zu verzeichnen. (Festschrift zum 625-jährigen Jubiläum)

 

1950

„Ab dem 01.09.1950 wurde die hiesige Schule in eine Zubringerschule umgewandelt, d.h. die Kinder der 5. Bis 8. Klasse besuchen die Zentralschule in Trebbin.“ (Schulchronik)

 

1952

In der Trebbiner Straße Nr. 10 brannte der Stall bei Richard Müller durch Blitzeinschlag. (Festschrift zum 625-jährigen Jubiläum)

 

In diesem Jahr gründete sich eine Jugendmannschaft für Handball. Die Jungen waren sehr pfiffig, sie sammelten bei den Bauern Eier, welche sie dann im damaligen Westberlin verkauften. Von dem Erlöse wurde dann ein Handball gekauft. Zum Ende des Jahres 1959 löste sich die Gruppe wieder auf. 

(Festschrift zum 625-jährigen Jubiläum)

 

1953

„Es erklärten sich 9 Kinder bereit, in die Pionierorganisation „Ernst Thälmann“ einzutreten. Einmal in der Woche kamen wir in der Schule zusammen, lasen aus Büchern vor, sangen Lieder und erzählten uns von fortschrittlichen Menschen und vom Leben der Kinder in anderen Ländern. Auch eine Arbeitsgemeinschaft „Junge Naturforscher“ wurde ins Leben gerufen.“ (Schulchronik)

Auf dem Grundstück Nickel, Trebbiner Straße wurde ein Erntekindergarten eingerichtet. Im Durchschnitt wird er täglich von 14 Kindern besucht. Die Betreuung der Kinder erfolgt durch Fräulein Anni Tietz und Fräulein Rita Ebel, verh. Likuski.“ (Schulchronik) 

 

„Im April (25.04.1953) wurde die Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft (LPG) „Eintracht“ gegründet. (Gehöfte Jung, Kühne, Bölke und Henkel). Vorsitzender der LPG war in den ersten Monaten eine Frau Lydia Köller und Herr Wilhelm Brüggemann. Jetzt übt diese Funktion Hermann Likuski sen. aus.“ 

(Schulchronik und Facharbeit Jessica Schmidt)

 

1954

„Innerhalb des „Nationalen Aufbauprogrammes“ wurden die Feldwege ausgebessert und an einer Seite dieser Wege Äpfel- und Pflaumenbäume gepflanzt.   Der Bauer Ewald Bergemann stellte der BSG Traktor (Betriebssportgemeinschaft) ein Stück Land für einen Sportplatz zur Verfügung. 

Auf den Ländereien unserer LPG wurde in diesem Jahr der Mähdrescher „Stalinez 4“ eingesetzt.“ (Schulchronik)

 

1958

„Im Gasthof Henke / Spiesecke fanden im jeden Jahr die öffentlichen Weihnachtsfeiern statt. Die Schüler spielten kleine Theaterstücke, sprachen Gedichte und sangen Weihnachtslieder. Der Weihnachtsmann durfte natürlich nicht fehlen. Die Herrn Otto Grüneberg und Fritz Lehmann stellten sich mehrfach zur Verfügung. Jahrelang beteiligten sich bei der Vorbereitung und Durchführung solcher Veranstaltungen Herr Willi Krüger als Elternbeiratsvorsitzender, Frau Dorothea Richter, Joachim Zäper und Frau Inge Meyer. So wirkten breite Kreise bei der Gestaltung und Entwicklung des Erziehungsprozesses und der gesamten kulturellen Entwicklung des Dorfes mit.“ (Schulchronik)

 

„Die Schülerzahlen schwankten ab 1958 zwischen 18 und 23. Der traditionelle „Zuckertütenbaum“ an der Pumpe im Hof trug jährlich zum 01. September die prall gefüllten Tüten der ABC-Schützen. Die Schule erhielt ein Radio für die im Monat vorgesehenen Schulfunksendungen.“ (Schulchronik)

 

1959

Die Straßenbeleuchtung, welche bisher immer noch per Hand ein- und ausgeschaltet werden musste, wurde auf eine automatische Anlage umgestellt. 

(Festschrift zum 625-jährigen Jubiläum)

 

1960

Ab dem 01. April 1960 war Klein Schulzendorf komplett in der LPG. 

(Facharbeit Jessica Schmidt)

 

1961

„Ausstattung mit Lehrmitteln: Ein altes Schmalfilmgerät (Bauer-Pantalux) wurde durch ein modernes - Zeiss Ikon – ersetzt. Von der Kreisbildstelle in Luckenwalde erhielten wir einen Bildwerfer „Jubilar“. Bilderreihen und Filme wurden von der Bildstelle in Luckenwalde geholt.“ (Schulchronik)

 

Im Juli 1961 erfolgte ein weiterer Wechsel in der LPG und Wolfgang Meyer wurde neuer Vorsitzender. Als ausgebildeter Diplomlandwirt blieb er bis zur Wiedervereinigung 1989 der Vorsitzende der LPG. Unter seiner Führung schrieb die LPG in Klein Schulzendorf schwarze Zahlen und war dadurch in der Lage, auch anderen misswirtschaftenden LPG-en aus den Schulden zu helfen. 

(Facharbeit Jessica Schmidt)

 

1965

Nach neuesten Vorschriften wurde für die Freiwillige Feuerwehr ein Schlauchtrockenturm für 3000 Mark fertiggestellt. 

(Festschrift zum 625-jährigen Jubiläum)

 

1967

Am 25.08.1958 wurde in der Gemeinderatssitzung Klein Schulzendorf folgendes festgelegt: „Ab 01.01.1959 findet die Umgemeindung des Ortsteils „Ausbau Zelle“ zur Gemeinde Kliestow statt.“ 

– Tatsächlich fand die Umgemeindung allerdings erst im Jahre 1967 statt.

(Festschrift zum 625-jährigen Jubiläum)

 

1968

„Durch Kinderhand wurde die Scheune im Juli 1968 bei Familie Beißert in der Lüdersdorfer Str. Nr. 3 vernichtet.“ (Festschrift zum 625-jährigen Jubiläum)

 

1969

Die Dorfstraße und Wiesenstraße wurden als Betonstraße ausgebaut. Das letzte Teilstück der Dorfstraße Nr. 11 bis Nr. 16 ist jedoch erst 1986 fertiggestellt worden.

(Festschrift zum 625-jährigen Jubiläum)

 

1970

„Im Zuge der Zentralisierung wurde die „Teiloberschule Kleinschulzendorf“ im Juli geschlossen. Ab September besuchten die Schüler die Oberschule in Trebbin.“ (Schulchronik)

 

Bisher hatte der sogenannte Erntekindergarten von März bis Ende Oktober für Kinder im Alter von 1 – 7 Jahren geöffnet. Ab 1970 wurde der Kindergarten dann ganzjährig geöffnet. Es gab dann auch eine Kinderkrippe für die 1 – 3 jährigen Kinder. Den Kindergarten besuchten dann die 3 – 7-jährigen Kinder.

(Festschrift zum 625-jährigen Jubiläum)

 

1971

Auf Anweisung des Rates des Kreises schlossen sich die LPG-en Klein Schulzendorf, Lüdersdorf und Wiesenhagen zu einer LPG zusammen. Aus der LPG „Eintracht Klein Schulzendorf“ wurde die LPG „Walter Ulbricht“, da der Name aus Wiesenhagen übernommen wurde. Zum Vorsitzenden wählte man Wolfgang Meyer, der zuvor bereits Klein Schulzendorf erfolgreich leitete. Der Zusammenschluss erfolgte aufgrund wirtschaftlicher Schwächen seitens Lüdersdorf und Wiesenhagen. 

Danach verbesserte sich die wirtschaftliche Lage in den beiden Orten merklich, sodass die LPG „Walter Ulbricht“ nach ca. fünf Jahren schwarze Zahlen schrieb. 

(Facharbeit Jessica Schmidt)

 

1973

Für die Freiwillige Feuerwehr wurde ein Löschfahrzeug „Robur“ angeschafft.

(Festschrift zum 625-jährigen Jubiläum)

 

1974

Im November wurde die KSG-Trebbin – Reitsportgruppe Klein Schulzendorf auf Anregung der LPG im Ort gegründet. Federführend tätig waren unter anderem Herr Christian Köhn und seine Frau Gabriele. Viele Gleichgesinnte fanden sich, eigens für diesen Zweck wurde unter großen Mühen und Eigeninitiative der Pferdefreunde ein Platz hergerichtet, auf dem dann 1976 das erste große Reit- und Fahrturnier stattfand. Große Unterstützung leistete hierbei auch die Sektion Groß-Beuthen mit Rat und Tat. (Festschrift zum 625-jährigen Jubiläum)

 

1975

Vor dem Pfingstfest erfolgte der Einzug der örtlichen Konsum-Verkaufsstelle in das neu erbaute Gebäude. (Festschrift zum 625-jährigen Jubiläum)

 

 

 

Quellen:

- Schulchronik des Ortes

- Datensammlung für die Erstellung der Festschrift zum 625-jährigen Jubiläum – Verfasser unbekannt – alle Einträge, die in dem vorherigen Zeitstrahl keine anderweitige Benennung haben, stammen hieraus

- Festschrift zum 625-jährigen Jubiläum

- Facharbeit zum Thema Landwirtschaft in der Region und im Ort von 1945 bis zur Wende von Jessica Schmidt

- eigene Aufzeichnungen des Heimatvereins Klein Schulzendorf e.V. und der Ortsvorsteherin Marion Schmidt

Wikipedia

Webseite der agt Trebbin eG