Frieda Meier
01.09.1916–31.10.2008
Jörg Roschlau (2004)
Das Porträt
Frieda Meier, älteste Bürgerin in Lüdersdorf
Das mag auf Frieda Meier wie auch auf andere älteren Menschen zutreffen, was Gotthold Ephraim Lessing, der Dichter, meinte: „Welche Freude, wenn es heißt: Alter, du bist alt an Haaren, blühend aber ist der Geist“. Mit ihren 88 Jahren hat diese Frau, die immerhin die älteste Ansässige in Lüdersdorf ist, das Interesse an dem, was um sie herum im Dorf und auch im Lande geschieht, noch lange nicht verloren. Die Zeitung darf auf dem Tisch nicht fehlen, um das Neuste zu erfahren. Sie scheut jeden Morgen den Weg zur Gaststätte "Jüthling“ nicht, um dort die Zeitung abzuholen. Frische Brötchen inklusive, die knusprig im Brötchenkorb liegen und das Frühstück bei einer dampfenden Tasse Kaffee und der Zeitung erst angenehm machen. Auch das, was das Fernsehen bietet, selbst die Politik und nicht mindern den Sport, verfolgen sie offenen Auges. Resignation und Müßiggang kennt Frieda Meier nicht. Auch wenn heute manches langsamer von der Hand geht. Dazu stand sie lange genug im Leben, arbeitete hart von früh bis spät mit ihren Geschwistern auf dem Bauernhof ihrer Eltern, auf dem sie aufwuchs. Sie hätte bei ihrem Wissensdrang nach den acht Jahren Volksschule in Lüdersdorf am liebsten weiter die Schule besucht. Was bei vielen heute selbstverständlich ist, war ihr nicht vergönnt, das Reisen, Urlaub hier und dort, Ausflüge in die Weite der Heimat. Aus ihrer kleinen Welt Lüdersdorf kam sie kaum heraus. Erst heute als betagte Frau fährt sie mal für einige Zeit zu ihrer Tochter nach Westfalen. Aber Frieda Meier beklagt das nicht. Die intensive Arbeit in der Landwirtschaft erlaubt es einfach nicht, alles stehen und liegen zu lassen. Die Pflicht rief immer wieder, ob ihr das gefiel oder nicht. Das war so auf dem elterlichen Hof wie auch auf dem eigenen, den sie dann nach dem Zweiten Weltkrieg mit ihrem Mann, der Jugendliebe aus der Schulzeit, betrieb. Der Krieg (1939-1945) und die Nachkriegsjahre verlangten alle ihre Kräfte, um die schwere Zeit zu überstehen.
Anders wurde es in der Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft, wo man gemeinsam die Felde bestellte und die Ernten einbrachte, aber auch mehr Freizeit für sich beanspruchen konnte. Der Gemeinschaftssinn hatte schon etwas für sich.
Rückblickend war ihr Glück erst durch die Kinder Siglinde und Dieter vollkommen. Vor allem in den Jahren ihres Heranwachsens gab es die schönsten Momente ihres Lebens. Der Tod ihres Sohnes und später ihres Mannes trafen sie schwer. Doch sie überwand mit Hilfe der Familie ihren größten Schmerz.
Sie lebt heute eingebetet in einer Großfamilie, die inzwischen auf sechs Enkel und fünf Urenkeln angewachsen ist.
Trotz ihrer gesundheitlichen Probleme wünscht sie sich weiterhin einen zufriedenen Lebensabend.
Frieda Meier als junge Frau in den 1930er/1940er Jahren
Frieda Meier bei einer Unterschriftensammlung gegen die Zwangseingemeindung von Lüdersdorf, mit dem damaligen Ortsbürgermeister Horst Schulze
Prost auf Frieda Meiers 90. Geburtstag 2006
Letzte Ruhestätte von Frieda Meier und ihrem Mann