Glauer Geschichten
Alle folgenden Texte aus
Geschichte und Geschichten aus Glau zum 650. Jahrestag der Ersterwähnung
Zusammengetragen und aufgeschrieben von Willy-Fred Thoms
Vor 100 Jahren in der Regionalpresse geblättert
Auszüge aus der MAZ "Zossener Rundschau" gesammelt von Peter Hennig
Artikel vom 09.08.1902/09.08.2002
Bisher hatten die fünf Dörfer der Parochie Trebbin nur einen gemeinsamen Friedhof und dies war der in Trebbin. Die Bewohner des Dorfes GLAU waren mit dem über fünf Kilometer langen Anmarschweg nicht mehr einverstanden und sie legten einen eigenen Dorffriedhof an.
Artikel vom 18.05.1904/18.05.2004
Zwei Knechte aus GLAU hatten Streit mit mehreren einheimischen Burschen bekommen, als es beim Tanzvergnügen um die jungen Damen aus Blankensee ging.
Die beiden Knechte aus GLAU erwehrten sich der Übermacht der heimischen Jugend, in dem sie beide ihre Messer zogen und mit dem Rücken an der Wand keinen in ihre Nähe kommen ließen. Als zwei Gendarmen dann endlich eintrafen, wurde zuerst einmal ein Waffenstillstand durchgesetzt. Die Personalien aller Zeugen und Beteiligten wurden aufgenommen.
Die beiden Knechte aus GLAU verzichteten auf das weitere Tanzvergnügen und zogen unter dem Schutz der Ordnungshüter ab.
Artikel vom 11.04.1907/11.04.2007
Das Königliche Amtsgericht in Trebbin tagte und die Schöffen mussten über Fälle von Bedrohungen, Beleidigungen und Misshandlungen entscheiden. Angeklagt waren der Bauerngutsbesitzer Albert Mudrich aus GLAU und sein Knecht Johann Volp. Kläger war der Lehrer Brenner aus GLAU. Die beiden Angeklagten hatten den Lehrer in der Öffentlichkeit beleidigt, ihm auf die Brust geschlagen und anschließend mit Totschlag bedroht. Der Lehrer Brenner gab den Fußtritt zu, mit dem er sich gegen Mudrich wehrte, ehe sich dessen Knecht Volp in Treue für seine Dienstherren in diese Auseinandersetzung mischte. Das Gericht sah die Beleidigung des Lehrers durch Mudrich als erwiesen an und verurteilte ihn zu einer Strafe in Höhe von 30 Mark. Volp wurde wegen Beleidigung und Körperverletzung zu zehn Tagen Gefängnis verurteilt.
Nuthe-Sagen
Gebiet: Glauer Berge - Glauer Tal
Aus "Nuthe - Sagen von der Quelle bis zur Mündung"
gesammelt von Horst und Gisela Kühne, Teil 1 und Teil 2, GAR-Verlag Potsdam, 5. Auflage
Der Schatz im Kapellenberg zu Blankensee
Ein armes Mädchen zu Blankensee in der Zauche ging einst auf den Kapellenberg, um Holz zu suchen. Sie war sehr hübsch, doch mochten sie viele nicht, weil sie rote Haare hatte. Als sie nun ihre Kiepe mit dem dünnen Holz gefüllt hatte und sich auf den Heimweg machte, vergaß sie, ihr Beil mitzunehmen. Zu Hause bemerkte sie ihr Versehen und ging nochmals auf den Berg, um das Beil zu holen; sie nahm aber zugleich auch die leere Kiepe wieder mit, um sie abermals mit Holz und Reisig zu füllen. An der Stelle, wo sie zuvor ihren Tragekorb aufgenommen, fand sie gleichwohl das Beil nicht wieder, stattdessen aber eine Menge Gold.
Hurtig tat sie es in die Kiepe, kam vorsichtig, um kein Aufsehen zu erregen, in das Dorf zurück und klopfte, bei ihrer Wohnung angelangt, leise an das Fenster, damit ihre Mutter herauskäme. Der erzählte sie nun, was sich Wunderbares ereignet hatte, und beide gingen in den Schweinestall, um den Fund gehörig zu bergen. Nun kam der Wohlstand in das Haus der armen Frauen, und da sich das Gerücht vom Schatz doch allmählich herumsprach, so begehrten nun auf einmal viele junge Burschen die Rothaarige zur Frau. Sie aber wies diese Freier alle ab und heiratete schließlich einen vornehmen fremden Herren, dem sie den Schatz zubrachte. So ist es aus Blankensee fortgekommen, und alles Nachgraben anderer in der Gegend, wo das Mädchen das Beil verloren hatte, hat nichts genützt.
Eine Spukgeschichte
Am Nordhange der Glauer Berge führt unmittelbar am Fuße derselben die Straße nach Mietgendorf und Beuthen. Zur Rechten hat man die hohen, auf dieser Seite mit Kiefern bestandenen Berge und zur Linken einen tief liegenden Elsenbusch. an den sich jenseits ein ebenes Feld, Wäder (= Werder) genannt, und dahinter ein langer See, der Crössin, anschließen. Wo der Busch aufhört, liegt ein kleines Feld, Lückenwäder genannt (die Straße dahin heißt gewöhnlich "noa den Lückenwäder). Nahe der Mietgendorfer Grenze sprudelt am Fuße des sog. Wietkikenberges zwischen hohen Birken und Kiefern aus weißem Sande ein starker, klarer Quell hervor, das Sprint (oder auch Sprink) genannt, dessen Wasser plätschernd herunterrieselt und sich dann im Busche mit dem Wasser des nahe dabei auf Mietgedorfer Gebiet liegenden, aber nur sickernden Quelles vereinigt und dann hinüber zum See fließt.
Der untere Abhang des Kapellenberges ist zum Teil, wo es die Steilheit gestattet, terassenförmig zu Ackerland geebnet, und die Zwischenabhänge der einzelnen Terrassen sind dicht mit ansehnlichen Eichen bestanden.
Gerade der Ruine gegenüber ist der Abhang sehr steil, der Weg sehr schmal, und unmittelbar darunter sickert ein schwacher Quell hervor. An diese dunkle, fast schauerliche Stell, die aber in neuer Zeit leider durch Abholzung usw. viel von ihrem geheimnisvollen Charakter verloren hat, knüpfen sich mancherlei unbestimmte Sagen von Erscheinungen und Vorgängen, die alle, weil man nichts recht Bestimmtes mehr weiß, kurz mit der Behauptung schließen: " Doa is et nicht richtig!" Mancher weiß von einem schwarzen Hunde zu erzählen, der sich dort zu einem gesellt und dann mitgeht bis zum nächsten Kreuzweg, wo er darin verschwindet, weil er über so etwas nicht hinüber kann, oder von Lüchtermändern, die auf dem Lückewäder getanzt und sich einer vorbeifahrenden Kutsche genähert und auf diese mit Steinen und Knüppeln geworfen haben, weil die Insassen der Kutsche von ihren gesprochen und über sie gelacht hatten. und deren Rache sie nur dadurch entgangen sind, dass der Kutscher in gestrecktem Laufe davon gejagt ist.
Gespensterkutsche in der Dämmerung
Vor langer Zeit fuhr ein Bauer aus der Gegend um Blankensee Korn zur Wassermühle nach Beuthen. denn hier gab es besseres Mehl als in der Blankenseer Windmühle. Guter Dinge machte sich der Landmann in der Dämmerung wieder auf den Heimweg. Die Last drückte nicht zu schwer, und obendrein waren gute Pferde vorgespannt. So ging es nach sandigem Wegstück am Mietgendorfer Berg hurtig dem Dorf entgegen.
Auf einmal spitzten die Pferde die Ohren. Der Bauer sah aufmerksam in die Runde, konnte aber nichts entdecken. Doch erneut stellten die Pferde die Ohren hoch, schließlich begannen sie sogar zu prusten und zu schnauben. Nur mit heftigem Zug an der Leine verhinderte der Bauer, dass sie ihm durchgingen. Die Tiere gebärdeten sich immer unruhiger, sie nahmen kurze Sätze und trieben es zunehmend ärger. Am Kapellenberg waren sie kaum noch zu halten. Jetzt vernahm der Bauer auch deutlich, dass sich seinem Wagen etwas von hinten näherte. Da er auf die Pferde achten musste, konnte er sich nicht umsehen. Das Geräusch verstärkte sich rasch, und seine Pferde liefen immer schneller. Dennoch schob sich an dem schmalen und abschüssigen Weg, der an der Kapellenruine vorbeiführte, ein Gefährt in sein Blickfeld, das ihm die Haare zu Berge stehen ließ. Eine Kutsche mit zwei Pferden ohne Kopf flog vorbei, auf dem Bock saß ein Kutscher ohne Kopf, und im Wagen eine Gestalt ohne Kopf. Und die kopflosen Pferde galoppierten, was das Zeug hielt, dem Dorfe zu, durch die Schonung, an den Mauern des Gutshofes entlang bis zu dem Kreuzweg mit dem großen Wegweiser. Dort verschwanden sie ganz plötzlich.
Das Gespann des Bauern war hinterher gerast, über beide Brücken, dem Haus zu, bis auf den Hof. Endlich hielten die Pferde an, über und über schaumbedeckt und zitternd wie Espenlaub. Mit kalkweißem Gesicht mühte sich der Bauer vom Wagen. Er brachte kein Wort hervor, so viel man ihn auch befragen mochte. Erst am nächsten Morgen berichtete er von der unheimlichen Begegnung, und nach Wochen danach fühlte er sich so krank und elend, dass seine Familienmitglieder fast die ganze Arbeit für ihn verrichten mussten.
Kriegsgefangene in den Bauerhöfen in Glau
Erzählt von Gerhard Kauert (2016†)
Im Rahmen der Zwangsarbeit wurden den Bauernhöfen des Dorfes, die ihre Väter und Söhne im Krieg hatten, Kriegsgefangene zugewiesen. In Glau waren es mit einer Ausnahme polnische Kriegsgefangene.
Die betroffenen Bauern mussten ihren Arbeitsbedarf melden und bekamen dann aus dem Gefangenenlager auf den Löwendorfer Bergen die Kriegsgefangenen zugwiesen. In der Gastwirtschaft "Hake" und auf dem Hof der Familie Grüneberg wurde je ein polnisches Mädchen beschäftigt. Nachfragen vom Deutschen Roten Kreuz 1990 ergaben, dass Anna Wasilewska, geboren am 06.05.1923 bei der Familie Grüneberg Zwangsarbeit leistete. Nachdem der Sohn Gerhard Kauert im Frühjahr 1943eingezogen wurde, zog auch auf diesem Bauernhof ein Zwangsarbeiter ein, ein Franzose mit dem Namen Jean Bourel.
Jean war Jahrgang 1905, und auf ihn wartete in seiner Heimat, Saint Malo, eine Stadt in der Bretagne im Nordwesten Frankreichs, eine eigene Familie. Er hatte nun alle ihm zugewiesene Arbeit auf dem Hof zu verrichten.
Durch die Vorschriften mit dem Umgang mit Kriegsgefangenen, war es unter Strafe verboten zusammen zu essen. Dies wurde aber nicht nur in der Familie Kauert nicht beachtet. Auch der Kriegsgefangene aß am Tisch mit den Besitzern des Hofes und deren Kindern. In anderen Familien des Dorfes war es ähnlich. Auch half Jean der Oma bei Fliegeralarm den Unterstand hinter dem Haus zu erreichen. Kontrollen führte ein Polizist aus Löwenberg durch, der sich aber selten im Dorf blicken ließ.
Nach dem Einmarsch der russischen Truppen am 23. April 1945 in Glau, konnten die Kriegsgefangenen endlich Ihre Heimreise antreten.
Foto folgt
* Jean Bourel (links) und Gerhard Kauert vor dem Unterstand
Russische Soldaten und Glauer Kinder
Erzählt von Jörg und Torsten Starroske (geb. 1977 bzw. 1980)
Kolja war ein Soldat in der Friedensstadt mit besonderen Aufgaben. Er fuhr den Kasernenkommandaten Sascha mit einem GAS-Geländewagen nicht nur durch Militärbereich der Friedensstadt. Jörg und Torsten Starroske gingen noch in die Blankenseer POS, die im Schloss untergebracht war. Oft sind sie nach der Schule zu Fuß nach Glau gelaufen. Wenn Kolja seinen Vorgesetzten chauffierte, und die beiden auf dem Nachhauseweg gesehen hat, mussten beide nicht mehr laufen. Mit dem Auto ging es nicht nur schneller, sondern war auch bequemer. Abgesetzt wurden sie immer an der alten Wache am Anfang des Dorfes. Noch heute gibt es die Freundschaft zwischen beiden Familien.
Der Kasernenkommandant Sascha hatte zwei Töchter. Marische und Katjuscha waren etwas älter als Jörg. Die Jungs beobachteten die Mädels heimlich beim Sonnenbad am Russensee auf einem Steg. Dieser wurde von den Russen gebaut und 1988, weil marode wieder abgerissen. Leitern an diesem Steg führten ins Wasser. Später lernten sie dann beide hübschen Mädchen persönlich kennen. Auch die Glauer Kinder durften in diesem See baden, den die Soldaten selbst mit Panzern vergrößert haben. Auch gab es vor dem See ein Beachvolleyballplatz, den auch die Russen angelegt haben.
Eine weitere Geschichte handelt von der ehemaligen Kiesgrube in Glau. Mauerschwalben nisteten in einer Steilwand hinter der Glauer Feuerwache. Diese Wand war entstanden, als Kies für den Bau der Kläranlage am Rande der Friedensstadt gebraucht wurde. Russische Soldaten hatten Kies abgetragen und es ist eine Steilwand entstanden, damit aber auch eine Gefahr für die Glauer Kinder. Diese Steilwand drohte einzustürzen. Also musste dieser Gefahrenschwerpunkt beseitigt werden. Mit einem Bergepanzer mit Schiebeschild beseitigten die Russen diesen Steilhang. Bei den Arbeiten durften die beiden Starroskes wieder einmal mitfahren. Solche Erlebnisse hätten bestimmt auch andere Glauer Kinder mit ihnen geteilt.
Die russischen Soldaten sind oft zu Fuß von der Friedensstadt in Richtung Klein Beuthen marschiert. Jörg und Torsten haben sich zur Zeit der Apfelernte zu Verpflegern der einfachen Soldaten aufgeschwungen. Die runtergefallenen Äpfel auf ihrem Grundstück am Laubenweg wurden von Beiden aufgesammelt und den Soldaten beim Vorbeimarsch in die Hand gedrückt. Jörg und Torsten hatten beobachtet, dass die einfachen Soldaten selbst unreifes Obst von den Bäumen pflückten und gierig aßen. Nur Quitten wurden nach dem ersten Kosten verschmäht. Die Soldaten waren offensichtlich glücklich, über diese Geste deutscher Kinder. Sehr schnell war das Obst aufgegessen. Die Offiziere duldeten das Tun der deutschen Kinder.
Die russische Garnision war Selbstversorger, was das Fleisch anbetraf. Dazu wurden neben Schweinen auch Rinder gehalten. Ein Soldat war verantwortlich für diese Rinderherde. Er hatte, um seine Aufgabe erfüllen zu können drei Hütehunde. Wie diese Tiere hießen, ist Jörg und Torsten heute noch im Gedächtnis. Luk, Elsa und Barcel waren ihre Namen. Einmal brachten die Jungs dem Hütesoldaten ein Glas Honig mit. Er freute sich riesig, schnitzte sich sofort einen Holzlöffel und verschlang regelrecht den Honig.
Am Russensee wurde nicht nur gebadet. Die Soldaten mussten auch regelmäßig dort schwimmen. Geangelt wurde dort auch. Der Hütesoldat angelte dort oft. Aus dem gefangenen Fisch kochte er, aus Dankbarkeit für den Honig eine Fischsuppe, die Jörg und Torsten sich schmecken ließen.
Das Kasernengebiet war durch einen Maschendrahtzaun gesichert. Die Glauer Kinder krochen trotz der Wachsoldaten sehr oft ins Gelände, um dort zu spielen. Die Wachhabenden ließen dies ohne Platzverweis geschehen. Sie riefen die Kinder sogar auf den 20 m hohen Stahlhochstand. Sie versuchten sich dann mit Händen und Füßen mit den Kindern zu verständigen. Bei Kontrollen durch die ihre Vorgesetzten wurden die Kinder vor dem Entdecktwerden geschützt.
Auch gab es ein Stück grünen Lattenzahn um einen Teil des Militärgeländes. Die Kinder spielten auch außerhalb dieses Geländes. So bauten sie sich eine Bude in den Glauer Bergen. Aus Mangel an Baumaterielien im Wald nahmen die Kinder, die nicht mehr allzu festsitzenden Latten gern als Baumaterial mit. Die Soldaten ließen sie gewähren.
Sie brachten sogar Dachpappenreste für das Baumhaus. Auch neue Bretter wurden durch die Wachsoldaten geschnitten, damit die Kinder weiterbauen konnten. Dies geschah natürlich ohne das Wissen der Offiziere.
Nur ein Bereich innerhalb der ersten Zaunbarriere blieb für die Kinder unüberbrückbar. Dieser extra eingezäunte Bereich schütze die russischen Raketen. Dort hatten auch die Kinder nichts zu suchen. Ein extra gebautes Tor wurde streng bewacht.
Waldbrände waren in den Glauer Bergen keine Seltenheit. So wurde zum Beispiel durch die Soldaten im Wald gegrillt. Auch entzündeten Fehlzündungen der Panzer oft das trockene Holz am Waldboden. Das dadurch entstandene Feuer löschten die russischen Soldaten in der Regel per Hand durch den Einsatz von vielen Menschen mit Patschen, Schippen und Spaten.
An einen Brand, der nicht von den Soldaten verursacht wurde, können sich noch viele Glauer erinnern. Gegen 22.00 Uhr wurde in Blankensee ein Brand einer Scheune gemeldet. Den Brand konnte man auch in der Friedensstadt sehen. 200 russische Soldaten kamen im Laufschritt zur Hilfe. Sie retten das Vieh aus der brennenden Scheune. Mit Panzern wurden Schneisen geschlagen, um die Ausbreitung des Brandes zu verhindern. Die angrenzenden Gebäude wurden vor dem Feuer bewahrt, die Scheune konnte leider nicht gerettet werden. Sie brannte nieder.
Die Lage der einfachen russischen Soldaten war für die uneingeweihten Dorf- und Stadtbewohner der DDR nicht bekannt. Die DDR-Bevölkerung erfuhr auch kaum etwas über das Leben der einfachen russischen Soldaten. Nicht alle Soldaten kamen aus Russland. Die Sowjetunion bestand aus 15 Sowjetrepubliken. 5 Jahre mussten sie Wehrdienst leisten. Eine Episode aus dem Umgang mit einem Soldaten soll beispielhaft genannt sein. Er hat sich in der Glauer Gaststätte daneben benommen und einen Dorfbewohner bedroht. Nach der Meldung an die Kommandantur dauerte es nicht lange und ein Ural fuhr vor. Der angetrunkene Soldat wurde brutal überwältigt und auf die Ladefläche des Fahrzeuges geworfen. Im Gefängnis, welches auch in der Friedensstadt existierte, gab es Zellen ohne Fenster, ohne Toilette ohne Bett und nicht größer als 4 m². Dieses konnten sich Torsten und Jörg nach dem Abzug der russischen Armee 1994 aus Deutschland mit Schrecken ansehen. Tagelang musste ein Soldat, der dort landete, ohne Essen ausharren.
Alkohol half die schreckliche Zeit in der Kaserne für kurze Zeit zu entrinnen.
Es wurde viel aus der Kaserne geschuckelt, um an Schnaps zu kommen. So zum Beispiel wurde Olaf Pahlow ein Fass Benzin im Tausch gegen Schnaps angeboten. Auch Munition und sogar Waffen konnten gegen Schnaps getauscht werden.
Schiebergeschäfte von Glau nach Berlin
Erzählt von Günter Schmädicke
Wer heute noch seinen Lohn liebt, der schiebt,
Wem Ehrlichkeit im Blute rauscht, der tauscht.
Wem beide Wege sind verbaut, der klaut.
Wer nichts auf diese Art erwirkt, der stirbt.
Dieser Spruch stand auf einem Anschlag in einem Lichterfelde Kiosk.
Günter Schädicke kann sich noch heute an ihn erinnern. Denn er war oft in Lichterfelde.
Besonders zu Weihnachten lohnte sich diese illegale Tauscherei in Berlin. Morgens halb sechs ging es los und um 9 Uhr war man wieder in Glau. Mit dem Tauschmaterial, Butter, Eier, Gänse und Tauben unter der Winterjacke ging es mit dem Fahrrad nach Ludwigsfelde. Die Kinder tauschten auch mit Schrott, vor allem Buntmetall. Von dort konnte Günter für 50 Pfennig mit der Bahn nach Teltow fahren. Weiter ging es mit der S-Bahn über die Papestraße nach Südkreuz. In Teltow musste man besonders aufpassen. Der DDR-Zoll überwachte den Bahnhof in Teltow beim Übergang von der Bahn zur S-Bahn. Nicht jeder ist mit seiner Ware in Berlin angekommen. Strafe zahlen war dann angesagt oder sogar ein paar Tage Arrest.
Die Waren wurden dann gegen Westgeld getauscht. Meistens wurde das ertauschte Geld gleich wieder ausgegeben. Gekauft wurden Sachen, die es zu Hause nicht gab. So zum Beispiel eine Lederjacke. Es gab in Steglitz Schlossstraße eine Wechselstube, in denen die glücklichen Geschäftsleute das Geld wieder in DDR Mark tauschen konnten. Der Kurs änderte sich täglich, mal 1 : 3 mal 1: 5.
Ab 1954 besaß Günter Schmädicke eine RT 125, die er in Luckenwalde für 1860 Mark gekauft hatte. Damit ging es wesentlich schneller nach Teltow. Aber schon 1 Jahr später war das Tauschgeschäft in Berlin vorbei.
Auf Schmädickes Hof durften damals maximal 4 Sauen gehalten werden.
Das Futter wurde im Wesentlichen durch den Hof selbst produziert.
Die Pflichtabgaben der Familie Schmädicke beliefen sich auf 400 l Milch pro bewirtschafteter ha-Fläche. 40 Zentner Getreide mussten ebenfalls zusätzlich als Abgabe erwirtschaftet werden. Gedroschen wurde Nachts in den eigenen Ställen. Dazu waren Absprachen mit den Nachbarn notwendig.
Das Getreide für den Haushalt hat man in der alten Mühle Egeler in Trebbin mahlen lassen. Diese wurde durch Wasser angetrieben.
Die Glauer Rüster
Die Ulmen (Ulmus), auch Rüster, Rusten oder Effe genannt, bilden eine Pflanzengattung in der Familie der Ulmengewächse (Ulmaceae).
Das Ulmensterben droht die mitteleuropäischen Ulmen-Arten auszurotten. In den Niederlanden wurden zwar resistente Sorten gezüchtet, doch der drastische krankheitsbedingte Rückgang stellt populationsgenetisch einen extremen Verlust dar.
Von der Stadt Ludwigsfelde ins Dorf Glau - 2001
Erzählt von Willy-Fred Thoms
Schon lange schlummerte der Wunsch von meiner Frau und mir, die Mietwohnung in einem Plattenbau in Ludwigsfelde zu verlassen.
Der Kontakt mit einigen Mietern desselben Aufgangs war mehr feindlicher als freundschaftlicher Natur. Die alte Weisheit: "Man kann nicht in Frieden leben, wenn es dem bösen Nachbarn nicht gefällt", zeigte auch in diesen Aufgang ihre Gültigkeit. Der Keller wurde mehr und mehr als Abort betrunkener Heimkehrer genutzt, statt als Lagerraum für noch benötigten Hausrat.
Also suchten wir in der Stadt nach einem geeigneten und bezahlbaren Grundstück. In Ludwigsfelde konnten wir trotz intensivster Bemühungen nichts Bezahlbares finden. Also erweiterten wir den Suchbereich.
Ahrensdorf, Thyrow, Kerzendorf ... Aber auch hier sagte mein Kassenwart: " Weitersuchen". Durch einen Zufall fanden wir in der "Märkischen Allgemeinen Zeitung" ein Verkaufsangebot von ca. 1000 m² erschlossenem Bauland.
Eine Erbengemeinschaft Brauer wollte in Glau Land verkaufen. Glau, wo liegt denn das?
Wir hatten noch nie von diesem Ort gehört. In einer Autokarte fanden wir den Ort in der Nähe von Trebbin.
Also, nichts wie rein ins Auto zu einer Vorortbegehung. Ein Stückchen noch bewirtschaftes Ackerland direkt an der Straße, etwas abschüssiges Gelände lag vor uns. Wir brauchten nicht lange zu überlegen. Da hier der Verkaufspreis unseren Vorstellungen entsprach, sollte dieses Stückchen Land unsere neue Heimat werden. Trebbin Ortsteil Glau wurde dann knapp ein Jahr später unsere neue Adresse.
Unsere Kinder, damals 12 und 14 Jahre alt fanden bei dem Bauern Gerd Kauert, auf dem Pferdehof schneller Anschluss als wir Erwachsenen. Die Jugend des Dorfes traf sich täglich dort ein, um die Pferde zu versorgen, dem Bauern Arbeit abzunehmen und um zu "chillen". Meine Kinder wurden auch schnell Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr Glau. Meine Neugier an der Arbeit in der FFw Glau und der Wunsch am Dorfleben direkt teilzuhaben, ließen mich Kontakt zu den Kameraden aufnehmen. Am Herrentag 2003 stellte ich mich den Glauer Feuerwehrkameraden vor. Der nächste Dienst der FFw Glau fand dann schon mit mir statt.
Fotos folgen.
Naturereignisse im Fläming
Himmelserscheinungen (Teil I)
aus "Schöneberger Jugenddienst", 1925
Anno 1559 am Abend Burchardi ist eine feurige Nuthe am Himmel gesehen worden.
Anno 1561 am 28. Dezembris ist der Himmel die ganze Nacht blutroth gestanden; etliche vermeinten, es würde eines Feuers Schein sein, aber es war ein Wunderzeichen.
Anno 1563 am Tage Bauli Bekehrung ist vom Abend an bis auf den Morgen ein schrecklich Zeichen am Himmel gewesen von Blut und Rauchdampf.
Anno 1580 am 10. Septembris ist ein insonder schrecklich Wunder am Himmel gewesen von 8 Uhr des Abends bis auf den hellen Morgen. Da ist der Himmel von Morgen bis abendwärts eitel bluroth gewesen und so schrecklich, daß keines Menschen Junge es genugsam aussbrechen kann. (!)
Anno 1770 war der Winter anfangs nicht allzuheftig und konte niemand in die Brüche; aber dann den 11. März fiel ein so häufiger Schnee, daß ich den Bußtag, so nach Dculi und Mariä Verkündigung mit Lebensgefahr auf dem Schlitten nach Stangenhagen gefahren.
Anno 1771 fing der Winter an heftig zu werden, sodaß die Seen zugefroren, daß man um den 4. Nov. über die See nach Stangenhagen gehen und fahren kunnte. Die See steht noch von der Zeit an und können die Leute als heute, den 8. April, noch über die See gehen, und sind heute welche drüber gegangen.
Anno 1744 ist ein Komet am Himmel erschienen, welchen man schon der 8. Januari zu Berlin beobachtet hat. Ist sonderlich des Abends auf sechs Wochen lang gesehen worden, dessen Schweif sich der Länge nach 600 000 deutsche Meilen belaufen hat. " Die Himmel rühmen die Ehre Gottes, und die Beste verkündiget seiner Hände Werk; ein Tag sagt`s den anderen, und eine Macht tut`s kund der anderen"
Himmelserscheinungen (Teil II)
Anno 1774 stund das Getreideschön. In der Blüt aber kam ein heftiger Frost, daß viel Korn erfrohr, welche keine Körner bringt, sondern ganz schwarz wurde.
Anno 1775 stund die Saat im Herbste überaus schön. Der Winter war ganz natürlich. Von Maria aber wurde eine solche Dürre, daß es beinahe in einem Vierteljahr nicht geregnet. Das Getreide war hin, namentl. das Korn und stund sehr dünn.
Anno 1560 war ein großer Hagelschlag. Viel Korn verderbete, und den Leuten sind die Fenster eingeschlagen.
Anno 1693 den 17. Augusti ist abends um 5 Uhr ein grausam Ungewitter nebst einem schrecklichen Sturmwind entstanden. als bei unserem Denken unerhört worden, welches hin und wieder schrecklichen Schaden getan und auf viele Meilen Weges gegangen.-
An der Hauptkirchen zu Jüterbog wurde von dem Sturm eine doppelte Säule nebst den darum erbauten Gängen hinweggenommen, ingleichen der hintere Giebel über dem Sakristeigewölbe wie auch das Kirchendach sehr beschädigt, etliche Windmühlen vor der Stadt umgeworfen, und weil gleich Jahrmarkt gewesen, die Buden umgestoßen, die Waren in die Luft geführt, daneben viele Häuser beschädigt, dieBäume im Waldeund in Gärten ausgerissen, Menschen und Vieh erschlagen.
Anno 1703 den 8. Dezembris war ein starker Sturmwind, welcher Häuser und Bäume übern Haufen geworfen, unter anderem aber unser inforporiertes Schulzendorf durch eine glühende Kohle aus dem Badofen angezündet und sieben Erben nebst Scheunen und Ställen abgebrant.
Anno 1705 war ein großer Schneefall im Mai, bey großem Sturmwind, so an den Bäumen großen Schaden getan.
den 7. Augusti war ein großes Ungewitter. Schlug zu Großen-Beuthen in des von Görtzken Scheune und eines Kossäten, Göris genannt, und verbrannt sie und das Korn.
Himmelserscheinungen (Teil III)
Anno 1706 den 27. Julii war nach vorhergegangener großer Hitze abends um 7 Uhr ein vierstündiges großes Gewitter. Blitz und Donnerschläge, daß man meinte, der jüngste Tag wäre da.- Schlug in Liebätz in eine Scheune. In Langerwisch verbrannte der Krug.
Anno 1709 war Januar bis März große Kälte, also daß Weinfässer zersprungen in Kellern und ausgelaufen, Kühe und Kälber allhier etliche erfroren, auch an anderen Örtern mehr. Sonderlich ging es wegen vielen Schnees über die Schafe sehr aus
Anno 1716 war abermals ein schrecklicher Winter, da der Wein sonderlich viel erfroren.
Anno 1719 war eine ungemein große Dürre, sodaß auch die Früchte auf dem Felde von der unerträglichen Hitze gänzlich verbrannt, und entstand hieraus eine große Feuerung im Lande, sodaß ein Schock Stroh 8 bis 10 Reichstaler gegolten, und wenn S. königl. Majestät unser allergnädigster Herr sich nicht der Armen erbarmt hätte und von weit entlegenen Orten Mehl und Korn in großer Menge hätte kommen lassen, würde der meiste Teil der Menschen in Hungersnot haben kepieren müssen.
Anno 1719 den 25. Augusti abends ein halb acht Uhr schlug das Gewitter in unser inkorporiertes Schulzendorf ein, davon vier Häuser, zwei Scheunen und Ställe leider eingeäschert worden, in welcher Feuersbrunst etliches Hauptvieh nebst anderem Feder-Vieh jämmerlich verbrannte.
Anno 1721 war eine ausgezeichnete Ernte, also daß an Roggen, Gerste, Hirse und anderen Feldfrüchten ein großer Vorrat in die Scheunen hat können eingesammelt werden.-Der liebe Gott gebe dabey Gesungheit, so es uns Menschen nützlich ist, absonderlich lasse er uns jederzeit darauf bedacht sein, daß wir ihm für alle Wohltaten herzlich danken und unsere Seligkeit dabey auch schaffen mögen mit Furcht und Zittern durch Christum -
Himmelserscheinungen (Teil IV)
Anno 1728 den 7. Julii, Bisitationis Mariä, war ein großes Gewitter. In Ahrendsdorf ist ein Bauer namens Hans Hermann auf dem Felde unter einem Kronenbaum vom Donner erschlagen worden.
Anno 1740 war ein überaus strenger, sehr beständiger und sehr langwieriger Frost, welcher so mancherley anderweitige betrübte Erfolge verursacht hat.
Anno 1743 ist in de4r Erntezeit etliche Wochen lang ein großer Regen gewesen, welcher in hiesiger Gegend sonderlich die Gärten und Wiesen überschwemmt hat.
Anno 1714 ist allerorten eine solche große Wasserflut im Frühjahre gewesen, deren Größe sich die allerältesten Leute nicht haben erinnern können
Anno 1869 20. Mai Morgens 3 1/2 Uhr ist in Lüdersdorf bei Trebbin ein Brand ausgebrochen. Bei frischem Winde griff das Feuer so schnell um sich, daß 2 Bauernhöfe mit Scheunen und Ställen und 13 Hühnerstellen in Asche gelegt sind. Leider sind auch 2 Rinder bei Hübners Ribbecke, der außerdem seine sämmtliche Habe verloren hat, in den Flammen umgekommen.
Anno 1930 gab es einen Waldbrand in den Glauer Bergen. Am 10. Juni brannte der Kapellenberg. Die 1927 durch die Jugendherberge "Blankenhof" errichtete Rodelbahn half die Ausbreitung des Brandes zu verhindern. Jugendliche aus dem Blankenhof und Dorfbewohner aus Blankensee konnten den Brand löschen.
Anno 1951 ein schwerer Hagelschlag zerstörte nicht nur die Ernte, sondern auch die Dächer einzelner Bauern. Die Versicherung übernahm 30% der Schäden.
Anno 2007 Der Sturm Kyrill entwurzelte nicht nur etliche Bäume,
er deckte auch einen Offenstall auf dem Pferdehof G. Kauert ab
Anno 2012 Hagelkörner so groß wie Taubeneier fallen nur kurze Zeit vom Himmel (5 Minuten) keine Schäden im Dorf Glau
Anno 2017 Der Sturm Xavier entwurzelte in Dorfkern mehrere Bäume. In den Seekener Kurven musste die FFw Glau zwei Bäume von der Straße bringen. In der Beuthener Straße brach ebenfalls ein Baum neben einem Grundstück ab. Sachschaden an Häusern gab es nicht.