Historische Entwicklung
Text: © Gunnar Pommerening
Im Brandenburgischen Historischen Ortslexikon finden wir in Magdeburger Lehnbüchern 1368 einen ersten urkundlichen Eintrag mit „Gloych“ datiert. Auch andere Namen wie „villam Glaw“ (1383), „Glow“( 1446), Glaw (1534) und Glau (1861) tauchen dort auf.
Bis zum Jahr 1566 stand das Dorf unter der Herrschaft des Erzbischofs von Magdeburg und dann bis zum Jahre 1680 des Administrators von Magdeburg. Die Herrschaft ging dann an den Kurfürsten von Brandenburg.
Ab 1701 an den König von Brandenburg von Preußen.
In den Jahren nach 1816 war die Gemeinde wechselnd den Kreisen Jüterborg, Luckenwalde und Teltow zugeordnet. Die Geschichte Glau‘s ist eng mit der Entwicklung der Gemeinde des Gutes Blankensee verknüpft, dem das Dorf Glau bis zum Jahre 1872 verwaltungstechnisch zugeordnet war.
Weiterhin prägend ist die Nähe des Dorfes zur Stadt Trebbin, die Ende des 12. Jahrhunderts gegründet und schon 1213, noch vor Berlin, erstmals urkundlich erwähnt wurde.
Mitte des 13.Jahrhunderts wurde die Stadt und Umgebung der Brandenburgischen Markgrafenschaft zugeordnet.
Diese baute Trebbin im Rahmen der Grenzbefestigung zu einer Burg aus, in deren Schutz deutsche Handwerker und Bauern siedelten.
Über Jahrhunderte prägte die Landwirtschaft das Bild der Dörfer. Auch im Zuge der Industrialisierung und des Baues der Eisenbahnlinie durch Trebbin im vergangenen Jahrhundert änderte sich nicht das Profil der landwirtschaftlichen Erzeugung.
Durch die Ansiedlung von Fabriken, die landwirtschaftliche Produkte verarbeiteten, ergaben sich jedoch für einen Teil der Bevölkerung neue Erwerbsmöglichkeiten.
Gaststätte Hake um 1900
Gaststätte Hake mit Saalanbau 1928
Hof Zienecke 1920
Hochzeit 1947
Dorfstraße Glau von Löwendorf kommend 1950
Dorfstraße Glau von Blankensee kommend 1952
Alle folgenden Texte aus
Geschichte und Geschichten aus Glau zum 650. Jahrestag der Ersterwähnung
Zusammengetragen und aufgeschrieben von Willy-Fred Thoms
Auszug aus dem Ortslexikon für Brandenburg
(Teil X von Peter P. Rohrlach)
Abschrift von 1883: Die ältesten Lehnbücher der Magdeburgischen Erzbischöfe
Jutterbuck. A fol.33 a
Petrus de Heynrikstorp 2 miles et Wernherus et Johannes, patrui sui,
habent feodum eastreuse in Jutterbuck eum omnibus suis pertineneiis.
- Item praeter predicta dominus Petrus antedictus solas habet iiii
mansos ante ciuitatem Jutterbuck. – Item iii mansos in Denwitz 3.
- Item i manso in Grünendal 4. – Item v villas in Blankense 5 cum suis
pertinenciis, videliced villam Gloych 6, Kendorf 7, Leuwendorf 8, Schonen-
hagen 9, et Arnstorff 10 eum omni iure. – Item iii mansos in Rystorf 11.
- Item specialiter prefati Wernherus et Johannes ii mansos ante eiuitatem
Jutterbuk. – Item in Gerichstorp iii mansos. - Item in Grunendal i mansum.
- Item in Borchstorp 13 ii manos. - Item in Denewitz ii mansos cum omni iure.
- Item in Rohrbeke 12 ii manos. - Item in Grunendal i mansum. - Item in Borchstrop 13 iiii mansos. - Item in Rystorp ii mansos. - Item in Marggreuendorf 14 i mansum.
6 Glau, wie aus der Darstellung dieser Lehensverhältnisse bei Βerghaus, Landbuch der Mark Brandenburg I. S. 507 hervorgeht
Übersetzung des obigen Textes:
Jüterbog.
Der Soldat Peter von/aus Heinersdorf und seine Onkel Werner und Johannes besitzen dieses Lehen in Jüterbog mit all seinen Ausdehnungen.
Darüber hinaus besitzt der vorher erwähnte Herrscher Peter ebenso vier verlassene Gebiete vor der Bürgerschaft Jüterbog. Dazu drei Gebiete in Denwitz. Außerdem ein Gebiet in Grünendal. Dazu fünf Landhäuser in Blankensee mit ihren Ausdehnungen, offensichtlich das Landhaus Gloych, Kendorf, Leuwendorf, Schonenhaben und Arnstorff mit vollem Recht. Ebenso drei Gebiete in Rystorf. Ebenso besonders haben Werner und Johannes zwei Gebiete vor der Bürgerschaft Jüterbog. Genauso drei Gebiete in Gerichstorp und ebenso ein Gebiet in Grunendal. Genauso in Borchstorp (13?) zwei Gebiete, in Denewitz zwei Gebiete mit vollem Recht. Auch in Rohrbeck (12?) zwei Gebiete und in Grunendal ein Gebiet und in Borchstrop (13?) 4 Gebiete, in Rystorp zwei Gebiete und in Marggreuendorf (14?) ein Gebiet.
Glau - Ein Dorf, vier Buchstaben und ihre tiefere Bedeutung
Text: Peter J. Fabich
In einem Kinderrätsel von der Kastanie fand ich sie zum ersten Mal, die vier Buchstaben,
das seltsame Wort.
Bei meiner Tante in Königs Wusterhausen hörte sich das so an:
"So grot wie een Huus
so kleen wie`ne Muus
so stachlig wie een Igel
drin glau wie een Spiegel".
Für`s richtige Raten gab`s eine Tasse voll gezuckerter Johannesbeeren.
Daran erinnert man sich ein Leben lang; und des Rätsels Lösung leuchtet jedem Vorschulwinzling ein und bleibt im Gedächtnis.
Das Wort glau bedeutet `glänzend, hell, klar`.
Im mundartlichen Gebrauch rund um Berlin fand und findet sich für glau zwar ein unterschiedlicher aber immer bejahender, günstiger Wortsinn.
So hörte der geographische Namenskundler Willy Lademann 1956 im Teltower Raum: "Di Ferkele sien schöne jlau ut.", sie sehen wohlgenährt und glatt aus. Sein Vorgänger in Sachen Toponomastik Rudolf Hill staunte 1858 über ein Fräulein in Prenzlau "Wat is dat Mäken nett un glu!" Also gepflegt und schmuck, hübsch war die Dirn.
In der Mundart von Neu-Golm fand Max Siewert 1913 heraus, dass glau sauber, reinlich ausgedrückt, was 1934 auch im Kreiskalender Lübben gleichbedeutend vermerkt wurde: "Sie wascht sich schon alleene glau".
Und bei den Berlinern C.F. Trachsel und Theodor Fonatane bedeutet glau u.a. `lustig und vergnügt`.
Insgesamt alles hübsche, lobenswerte Eigenschaften, die man einem Dorf; dieses in Deutschland einmaligen Namens; und seinen Bewohnern getrost nachsagen kann; zumal die slawischen Ursprünge des Wortes (trotz mundartlicher Umlautierung zu glave, gluve, gloych, ghlou) auf das ähnliche polnische Wort "glowa", zu deutsch Kopf hindeuten.
Siedelten unterm Kapellenberg nicht schon zu heidnischen Semnonen-Zeiten, zwischen Nuthe und Blankensee die ersten hellen Köpfe in der späteren Mark Brandenburg?
Der Bauboom in Glau nach der Wiedervereinigung Deutschlands
1993 setzte im Dorf Glau ein Bauboom ein, der nur vergleichbar mit dem in den 1920-iger Jahren war. Damals bauten fast alle Bauern ihre Häuser aus oder neu. In der Dorfaue (heute Altglau) wurden die Bauernhäuser dichter an die Straße gesetzt. Auch auf der anderen Seite der Glauer Dorfstraße 13 - 19 wurden die Wohnhäuser abgerissen und neu gebaut.
Den Anfang machten 1993/1994 4 Gebäude für das Handwerk: Metallverarbeitung - "Combe", Holzbau - "Möller", Autowerkstatt - "Kaliske", Dachdecker - "Neumann".
Dann folgten im Laubenweg (Nr. 8, 10, 12, 14, 15, 16) sechs Zweifamilienhäuser. In der damaligen Dorfstraße entstanden von 2000 bis 2010 (Nr. 1, 6, 21, 23, 25, 31, 33, 35, 37) neun Ein- bzw. Zweifamilienhäuser. In der Beuthener Straße wurde 1999 ebenfalls ein Einfamilienhaus gebaut. In der Birkenstraße (Nr. 49a und 51a) entstanden in dieser Zeit ein Zweifamilienhaus und ein Mehrfamilienhaus. 2015 verkaufte die Stadt Trebbin hinter der Feuerwache in Glau sechs Grundstücke. 2016 entstand das erste Einfamilienhaus in dieser Reihe. In der Glauer Dorfstraße wurde im selben Jahr ebenfalls ein Einfamilienhaus gebaut.
In der Friedensstadt wurde zwar nicht neugebaut, aber viele Häuser sind saniert und wieder instandgesetzt worden. So zum Beispiel das 10 und 32 Familienhaus, drei Mehrfamilienhäuser in der Blankenseer Chaussee die Ladenzeile und das Heilinstitut. Das Frieda-Müller-Haus ist ebenfalls wieder ein Schmuckstück geworden.
Luftbild von Glau anlässlich der Feierlichkeiten zu 80 Jahre Feuerwehr aus einem Helikopter heraus - © Olaf Pahlow (verstorben 2020)