Gebäude im "Zum Tiefen Weg"
Das Baudenkmal-Gehöft (ehemals Dorfstraße 49)
2014
Das Gehöft, das aus Wohnhaus, Scheune, Stall und Werkstatt besteht, steht nördlich des Rundlings am Ortsrand von Lüdersdorf.
Wohnhaus, Stall und Scheune entstanden wohl im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts, die Werkstatt ging vermutlich aus einem Um- oder Anbau der 1930er Jahre hervor.
Das Wohnhaus, das das Gehöft zur Straße hin abschließt, ein lang gestreckter, eingeschossiger roter Sichtziegelbau mit Satteldach, von der Straße um einen schmalen Vorgarten mit schmiedeeisernem Zaun zurückgesetzt.
Wohl als Doppelhaus errichtet: Auf der rechten Seite ursprünglich die beiden je drei Achsen breiten Wohnungen, auf der linken Seite ein großer, stützenfreier Raum, der offensichtlich als Werkstatt diente. Heute ein straßenseitiger und zwei hofseitige Eingänge, Fenster und Haustür um 1900. Innen die ursprüngliche Raumaufteilung der Wohnungen (zwei Zimmer, Küche, Kammer) im wesentlichen noch nachvollziehbar; Aufgang zum Dachboden im Flur auf der rechten Seite des Hauses. Erhalten der Herd in einer der beiden Küchen sowie einige ältere Türen.
Der stützenfreie Raum im linken Hausteil teils mit gepflastertem, teils mit Sandboden. In seiner Mitte an der Decke Reste einer Aufhängevorrichtung. Über dem Wohnteil doppelt stehender Dachstuhl. Über dem stützenfreien Raum eine Art Hängewerk, an dem der sehr kräftige Deckenbalken, der den Raum überspannt, aufgehängt ist. Scheune und Stall sind nebeneinander angeordnet und schließen den Hof auf der Rückseite ab.
Beide Gebäude aus gelblichen Ziegeln, durch Gesimsbänder gegliedert und mit flachbogigen Öffnungen. Die Scheune (links) mit Satteldach, großer Toreinfahrt und kleinerem Stallteil. Der Stall (rechts) mit Pultdach, in mehrere kleine Ställe unterteilt, auf der linken Seite großes Tor.
Die Werkstatt ist ein eineinhalbgeschossiger Bau mit Pultdach, ebenfalls aus gelblichen Ziegeln. Die Schmuckformen ähnlich wie die von Scheune und Stall, die Fenster jedoch mit geradem Sturz.
Der Eingangsbereich des Baudenkmals 2002
2020
Begründung der Eintragung
Mit seinem lang gestreckten Doppelwohnhaus und seiner Gebäudeanordnung – die Wirtschaftsgebäude sind nebeneinander auf der Rückseite des Hofes parallel zum Wohnhaus angeordnet – erinnert das kleine Gehöft zwar an eine Landarbeiterstelle.
Für eine solche sind jedoch die Wirtschaftsgebäude reichlich groß, so dass eher anzunehmen ist, dass es sich hier um eines jener Kleingehöfte handelt, die seit Beginn des 19. Jahrhunderts vor allem an den Dorfrändern in großer Zahl entstanden:
Die landwirtschaftlichen Reformen zu Beginn des 19. Jahrhunderts, die unter anderem die Aufhebung des Frondienstes und die Möglichkeit des freien Erwerbs von bäuerlichem Grund und Boden implizierten, hatten viele bis dahin abhängig Beschäftigte in die Lage versetzt, sich ein bescheidenes Eigentum zu erwerben und zu bewirtschaften. Einige dieser Kleingehöfte waren auch mit einem Handwerk verbunden.
Dass auch in dem Gehöft Dorfstraße 49 ein Handwerk betrieben wurde, lässt der große stützenfreie Raum vermuten. Zumal in Lüdersdorf – wie in vielen anderen Dörfern – die Anzahl der Handwerker im Laufe des 19. Jahrhundert stark anstieg. Für einen handwerklichen Betrieb würde zudem sprechen, dass später in dem Werkstattgebäude auf der linken Hofseite eine Lederwerkstatt eingerichtet war.
Trotz vieler offener Fragen ist das in seiner Struktur gut erhaltene kleine Gehöft mit seinen unverfälscht bewahrten Wirtschaftsgebäuden damit ein aussagekräftiges Zeugnis der Dorfentwicklung im mittleren 19. Jahrhundert, die durch die Stein-Hardenbergschen Reformen in Gang gesetzt und durch die Separation beschleunigt worden war – zumal es als letztes Haus der Straße an markanter Stelle steht.
Deshalb besitzt es baugeschichtliche und volkskundliche Bedeutung.
Quelle: Brandenburgisches Landesamt für Denkmalpflege und Archäologisches Landesmuseum, Wünsdorf / Frau Dr. M.-L. Buchinger
Fotos: Archiv Heimatverein Lüdersdorf e.V.
Jörg Roschlau
Der Erntekindergarten
Ein Spaziergang durch unser Dorf macht immer wieder Freude.
Dabei sieht man, wie sich mit der Zeit vieles verändert hat.
Das erzählen oft ältere Lüdersdorfer im Gespräch. So auch über das Haus 10/48a im Tiefen Weg.
Die wenigsten wissen, dass dort in den 50er Jahren ein Erntekindergarten mit dem Namen „Villa Sonnenschein“ existierte.
Erntekindergärten wurden eingerichtet, um die Landbevölkerung vor allem während der Sommer- und Herbstmonate zu unterstützen.
Da die Mütter in der Landwirtschaft Vollzeit arbeiteten, war diese Einrichtung vor allem in der DDR verbreitet.
Es ist über diese Lüdersdorfer Einrichtung wenig bekannt. Nur, dass in den 50er Jahren Kinder ab 3 Jahren aufgenommen und von Anni Kauert betreut wurden. Auf dem Teil des Grundstücks, der ursprünglich Ackerland war, wie die „Alten“ aus dem Ort erzählten.
Dort soll auch eine Gärtnerei gestanden haben, bevor der Bauer Lothar Wegener nach 1945 dieses Land an die Familie Kurt Darmler verkaufte. Sie errichteten auf ihrem Besitz ein massives Holzhaus mit großem Garten, Spalier-Obstbäumen und einem Erdbeerfeld.
Im Jahre 1959/60 floh Familie Darmler nach Westdeutschland.
Die Gemeinde übernahm als Eigentümer dieses Land.
Es zogen dann verschiedene Mieter ein.
Zu erwähnen wäre die Familie Gerhard und Hildegard Schmaland, die dort in den 70er Jahren wohnte.
Frau Schmaland war von 1976 bis 1980 Bürgermeisterin in Lüdersdorf.
Der Erntekindergarten lebte nur kurzzeitig. Gründe könnten eine nicht ausreichende Betreuung und geringe Aufnahmekapazität von Kindern gewesen sein.
So entstand 1960/1961 eine neue Kindereinrichtung in der Lüdersdorfer Dorfstraße.
Im Jahre 1988 erwarb die junge Familie Kai Güthling den Grund und Boden und das Holzhaus musste einem Massivbau weichen.
Quelle: Der Lüdersdorfer, Ausgabe 02/2022, Seite 2